Der Perro sin pelo del Perú stammt aus Peru und ist nationales Kulturgut von Peru. Die Hunderasse ist ein Erbe alter Kulturen wie der Moche und der Chimú, auf das man besonders stolz ist. In den 1960er Jahren gelangten die ersten Perros sin pelo in die USA. 1978 kamen Zuchthunde aus den USA nach Deutschland.
Archäozoologisch lassen sich die Hunde über die Jahrhunderte anhand ihrer fehlenden Prämolaren nachweisen, siehe dazu die Forschung in Lima, Universidad Cientifica del Sur.
Der Perro sin pelo del Perú teilt seine Genetik mit dem Chinese Crested und dem Xoloitzcuintle. Er besitzt noch präkoloniale Gene, die ihn von europäischen Hunden unterscheiden. Sie belegen, dass die Hunderasse bereits vor 1492 existierte.
Víctor F. Vásquez, Teresa E. Rosales, César Gálvez, Gabriel Dorado, 2016: El Origen del Perro (Canis lupus familiaris) Sin Pelo Peruano (PSPP): pruebas arqueológicas, zooarqueológicas y genéticas- Revisión, Arqueobios.
https://www.academia.edu/30386029/Origen_del_Perro_Sin_Pelo_Peruano-Archaeobios_10.pdf
Barbara van Asch, Ai-bing Zhang, Mattias C. R. Oskarsson, Cornelya F. C. Klütsch, António Amorim, Peter Savolainen, 2013: Pre-Columbian origins of Native American dog breeds, with only limited replacement by European dogs, confirmed by mtDNA analysis, Proceedings of the Royal Society B.
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rspb.2013.1142
Heidi G. Parker, Alexander Harris, Dayna L. Dreger, Brian W. Davis, Elaine A. Ostrander, 2016: The bald and the beautiful: hairlessness in domestic dog breeds, Philosophical Transactions.
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstb.2015.0488
Heidi G. Parker, Dayna L. Dreger, Maud Rimbault, Alexandra B. Mullen, Gretchen Carpintero-Ramirez, Elaine A. Ostrander, 2017: Genomic Analyses Reveal the Influence of Geographic Origin, Migration, and Hybridization on Modern Dog Breed Development
https://doi.org/10.1016/j.celrep.2017.03.079
Die peruanische Chimú-Kultur, die den Mond verehrte, zeigte besondere Wertschätzung für die Hunde und dekorierte ihre Gefäße mit deren Abbild. Es handelt sich um schwarze Keramik (Reduktionsbrand). Die Nackthunde sind durch wiedergegebene Falten als solche deutlich charakterisiert. Besonders die Welpen sehen faltig aus, was offenbar zu ihrem Charakteristikum in der Darstellung wurde. Da in Peru kein Schriftsystem entwickelt wurde, waren die Keramikgefäße wichtige Bedeutungsträger und Ausdrucksmittel. Es handelte sich bei den Gefäßen nicht um Alltagsgeschirr, sondern um Grabbeigaben.In den folgenden Kulturen wurden die Nackthunde häufig auf Keramikgefäßen abgebildet und lassen sich dadurch datieren:
Chavín-Kultur, 900 – 200 v. Chr.
Moche-Kultur, 100 v. Chr. – 700 n. Chr.
Vicús-Kultur, 500 v. Chr. – 500 n. Chr.
Chimú-Kultur, 1100 – 1470 n. Chr.
Chancay-Kultur, 1000 – 1470 n. Chr.
Insgesamt waren die Hunde in elf Kulturen vertreten (Cajamarca, Chancay, Chavín, Chimú, Inka, Moche, Nasca, Paracas, Recuay, Vicús und Wari) und gelten deshalb als ein historisches Relikt. 1470 unterwarfen die Inka die Chimú. Bei den Inka war das Lama das wichtigste Nutztier, jedoch spielten goldene (sonnenfarbene) Hunde weiterhin eine wichtige Rolle, da sie mit dem Sonnengott assoziiert wurden. MANIERO, Ermanno, 2015: El perro sin pelo del Perú. Una herencia melenaria – An ancient heritage, S. 19-70.
„Auffallend ist mir noch in Amerika, besonders in Quito und Peru, die große Zahl schwarzer haarloser Hunde gewesen, welche Buffon chiens turcs nennt (Canis aegyptius, Linn.). Selbst unter den Indianern ist diese Spielart gemein, im Ganzen sehr verachtet und schlecht behandelt.“
(Alexander von Humboldt, Naturforscher, 1807)
Es ist möglich, dass die Nackthunde von den Chimú und anderen Völkern gezüchtet wurden:
„Die Bedeutung, welche den ‚schwarzen Hunden‘ im Andengebiet nicht nur im Totenkult zukam, wirft die Frage auf, ob dieser Hundetyp gezielt gezüchtet wurde, d.h. ob es im vorspanischen Peru möglicherweise zu Rassenbildung von Hunden kam. Die immer wieder erwähnte Bedeutung der schwarzen Farbe in der Symbolik und die Hinweise auf bewusste Zucht von Hunden dieser Hautfarbe sprechen tatsächlich für eine züchterische Auslese. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hier um Nackthunde. Die Voraussetzung war in den andinen Hochkulturen jedenfalls gegeben: Das zeigt auch ein Blick auf die Lamanutzung, die nicht als bloße Viehhaltung gesehen werden darf, sondern als züchterische Auslese, wobei hauptsächlich in Bezug auf die Färbung Zuchtwahl betrieben wurde. Die Kenntnisse für Rassezüchtung waren also vorhanden, und die Bevorzugung eines bestimmten Hundetyps für rituelle Handlungen war gegeben. Das Zusammenwirken dieser Faktoren – Kenntnisse und Bedarf – machen es wahrscheinlich, dass es in den Anden vorkolumbisch zu bewusster Rassezüchtung von Hunden kam. Da naturwissenschaftlich bisher nicht nachweisbar, könnte eine Rassebildung vielleicht aufgrund einer umfassenden Untersuchung von altperuanischem Keramikmaterial nachgewiesen werden.“
(Dr. Hartwig Latocha, Ethnologe, 1982)
Die Hunde liefen frei und waren auf sich gestellt:
„Der ganze Körper ist unbehaart, nur auf der Stirne und an der Schwanzspitze befindet sich ein kleiner Büschel weisslicher Haare. Die Färbung der Hautschwarte ist schiefergrau oder röthlichgrau, in den Biegungen der Extremitäten etwas heller, zuweilen gefleckt. Die Ohren sind groß und nackt. Die Stimme fehlt. […] In den nördlichen Theilen von Peru laufen sie gegenwärtig noch in grosser Anzahl herrenlos und halb verwildert in den Dörfern umher.“
(Johann Jakob von Tschudi, Forscher, 1844)
Das Gemälde „Eine Frau mit einem Hund“ von Herman van der Mijn datiert 1719. Es hängt im Rijksmuseum Amsterdam und zeigt eine barocke Schäferstündchen-Szene. Bis auf ein paar weiße Haare auf dem Kopf und ein paar Tasthaare ist der dargestellte weiß-braun gefleckte Hund nackt. Er ist relativ groß.
http://www.rijksmuseum.nl/en/collection/SK-A-4826
Quellen:
CAROT, Patricia/HERS, Marie-Areti, 2016: De perros pelones, buzos y Spondylus. Una historia continental. UNAM, Mexiko.
DARWIN, Charles, 1873: Das Variieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domestikation, Bd. 2, 1873, S. 25.
HUMBOLDT, Alexander von, 1826: Ansichten der Natur. 1. Band, 2. Aufl., S. 107-113.
LATOCHA, Hartwig, 1982: Die Rolle des Hundes bei südamerikanischen Indianern. Münchner Beiträge zur Amerikanistik Band 8. Dissertation Universität München.
MANIERO, Ermanno, 2015: El perro sin pelo del Perú. Una herencia melenaria – An ancient heritage.
PÖPPIG, Eduard Friedrich, 1836: Reise in Chile, Peru, und auf dem Amazonenstrome während der Jahre 1827-1832. Band 2, S. 90.
RENGGER, Johann Rudolph, 1830: Naturgeschichte der Saeugethiere von Paraguay. Siehe: Der amerikanische Hund, S. 151-154.
TSCHUDI, Johann Jakob von, 1844-1846: Untersuchungen über die Fauna Peruana.
VEGA, Garcilaso de la, 1986: Wahrhaftige Kommentare zum Reich der Inka, dt. Ausgabe, 2. Aufl. WEISS, Pedro, 1976: El Perro Peruano sin pelo. Perro Chino, Viringo, Ccala o Ccalato. Publicaciones del Museo Nacional de Antropologie y Arqueología